letterlove hat geschrieben:Ich bin 20 Jahre alt und merke jetzt in diesem Alter, dass ich eigentlich nie mit Gleichaltrigen klar gekommen bin. Ich trinke, rauche nicht und nehme auch keine Drogen. Ich habe Familienmitglieder, die mich deswegen sogar schonmal komisch angeguckt haben("Wie, du gehst auf keine Partys und hast keine Freunde? Das ist doch nicht normal! Sei mal wie ein normaler Jugendlicher" - also soll ich mich betrinken und kiffen?!). Ich habe das eigentlich nie verstanden. Ich habe und hasse Partys immer noch. Von Gleichaltrigen werde ich als "anders" abgestempelt. Meine Mutter sagte mal zu mir, dass ich langweilig bzw. komisch sei,weil ich mit 20 noch keinen Freund hatte. Ich bin schüchtern und auch ruhig, was die Sache nicht besser macht. Ich leide auch am Turner Syndrom und sehe deswegen auch mit 20 noch aus wie 14.
Hi Letterlove, das meiste was du schreibst kann ich gut nachvollziehen da ich es ähnlich erlebt habe. Ich bin selber gerade 20 geworden und komme eher mit Leuten ab 25, oder ab 30 klar, als mit Gleichaltrigen. Das ist schon so seit ich 10 oder so bin, jeweils ab 25/30, das Alter verschob sich nicht wegen Altersunterschied. Wahrscheinlich kommt es bei mir auch davon, dass ich in der Unterstufe (10 bis 14 Jahre) meist ausgegrenzt wurde und ich mich daher eher mit den Lehrern verstand und mit denen mehr reden wollte als mit meinen Mitschülern. Ich hatte in der Unterstufe die ersten beiden Jahren nur eine Freundin und so musste ich mir auch andere zum reden suchen, dass dann meist Lehrer waren die uns unterrichteten. Das ich mich mit Lehrern gut verstand zog sich bei mir bis zur Matura (Abi) durch. Natürlich nicht mit allen Lehren, aber mit einigen und mit denen dann besser als mit den meisten Schulkollegen. Ich trinke wenig Alkohol und bin auch Nichtraucherin und nehme keine Betäubungsmittel. Ich bin auch eine die nicht "fortgeht", also in Clubs und so. Von meiner Klasse wurde ich nie zu Partys eingeladen, Grund "Du trinkst nichts und rauchst nicht." Somit war ich auch anders. Eben wie im letzen Satz zusammengefasst und zu den Gamern gehörte ich auch nicht und Fußball spiele ich auch nicht, somit war ich in keiner Gruppe und Außenseiter. Wenn ich gemocht und angesprochen wurden, dann meist mit den Worten "Kann du mir da helfen?/Hast du ...? (Papier, Schere, Geld,...)/Du hast doch sicher die Aufgabe gemacht,.../..." Ich habe auch noch nie eine Beziehung gehabt und habe diesbezüglich auch schon einiges gehört. Gott sei Dank akzeptieren mich meine Freunde und lassen mich diesbezüglich auch in Ruhe und meinen immer "Du wirst schon wen finden." und ähnliches. Ich leide schon darunter nie eine Beziehung, oder ähnliches gehabt zu haben, da ich sehe, dass die meisten (95%) in meinem Umfeld schon min eine hatten, oder gerade eine haben. Das frustriert und den Satz "Was ist mit mir falsch? Warum bekomm ich das nicht hin?" Kennt ihr wohl alle, natürlich auch in anderen Zusammenhängen. Wenn mich Leute mehr kennen fragen sie mich, wenn ich es erwähne "Was, du bist schüchtern?!? Du redest doch so viel!" Wenn ich jemanden gut kenne und mich mit der Person verstehe, dann rede ich viel und manchmal zu viel, wenn ich jemand neuen ansprechen, oder etwas fragen muss fällt mir das sehr schwer und ich muss mich dann schon immer wieder dazu zwingen und mir manchmal, sogar Zeitlimits setzen. Bsp.1 Ich bin für das Klassenbuch zuständig gewesen und musste beim Lehrerzimmer anklopfen und dieses in der Früh holen. Manchmal stand ich 5 Minuten (Meist hatte ich 10 M. Zeit bis zur Stunde) vor der Tür, weil ich mich nicht traute anzuklopfen. Bsp.2 In der Tanzschule gab es einmal pro Woche einen Abend wo man freiwillig tanzen konnte und auch ohne Tanzpartner hinkonnte. Ich war ohne Tanzpartner da und wollte tanzen. Manchmal bin ich bis zu 30 Minuten! an einer Stelle gestanden, weil ich mich nicht getraut habe einen der Burschen zu fragen, ob er mit mir tanzen will. Angesprochen von einem Burschen und gefragt wurde ich selten. Ich war dann oft frustriert da ich ja tanzen wollte und mir meine Schüchternheit im Weg steht.
Das mit dem Syndrom ist natürlich blöd, aber die richtigen Leute werden dich mögen egal wie alt du aussiehst. ;) Ich habe das zwar nicht, aber die meisten schätzen mich zwei Jahre jünger und mich nervt das öfter. Wenn ich dann Verwandten davon erzähle höre ich "Sei froh, wenn du mal alt bist wirst du froh darüber sein." Wahrscheinlich kennst du so einen Satz auch.
letterlove hat geschrieben:Ich habe mich in meiner Schulzeit /Pubertät isoliert. Ich habe mich in der Zeit in der virtuellen Welt verfangen. ...und ich deswegen auf der Bank sitzen bleiben müsste. Als ich ihr einmal eine Entschuldigung später abgab(während sie die Anwesenheit durchging), sagte sie vor dem gesamten Kurs, dass sie keine Telepathie beherrschen würde. Später, wo wir alleine waren, meinte sie total wütend zu mir, dass sie mich seit der 7.Klasse kennt und mir vertraut hat.
Ich habe mir oft eine "Ideale Welt" geschaffen in Gedanken und mich in den Pause dorthin geträumt. In dieser Welt hatte ich keine Probleme, war beliebt, ich wurde gemocht und ich hatte einen Freund der mich liebt. Das hat mir öfter geholfen dem Alltag zu entfliehen, da ich wusste in der Welt tut mir keiner was. Ich habe mir eine zweites Ich geschaffen und oft beneidete ich es für seine tolle Welt. Manchmal am Abend redete ich mit dem ich, oder ich fühlte mich einfach in ihre Situation ein wie untertags auch um mich wohler zu fühlen.
Das mit den Lehrern ist nicht wirklich nett (die negativen gemeint). Ich frage mich wie die Lehrer geworden sind. So Sachen sollten die nicht tun/sagen.
letterlove hat geschrieben:Ich weiß nicht, ob ich hochsensibel bin oder nicht. Ich weiß nur, dass ich mich mein ganzes Leben lang anders gefühlt habe. Ich weiß, dass ich durch ein Forum im Internet keine klaren Antworten kriegen kann,aber ich kann es ja wenigstens versuchen.
Es gibt auf YouTube mehrere Videos zu dem Thema wo die Symptome erklärt werden die typisch sind und auch einige Seiten. Oder lies dir die verschiedenen Themen hier im Forum durch und die Vorstellungen, dann weißt du wo du stehst.
letterlove hat geschrieben:Seit meinem 16 bzw. 17 Lebensjahr muss ich mir immer wieder von meiner Mutter anhören, wieso ich nicht endlich mal anfangen würde zu "leben" (ich trinke, rauche nicht und mag Partys auch nicht besonders,habe keinen Freund). Ich würde meine Jugend verschwenden und würde genau so alleine wie sie und ohne Spaß enden, wenn ich so weiter machen würde. Ich weiß, dass ich volljährig bin und meine eigenen Entscheidungen treffen und mein Leben selbst gestalten kann, dennoch mache ich mir Sorgen.
Es ist natürlich schwer solche Sachen gesagt zu bekommen, egal ob von der Familie, von Freunden, oder von Bekannten. Ich denke viele hier im Forum werden mit dir mitfühlen können und einiges selbst gehört/erlebt haben. Egal wie schwer das klingt und ich weiß wie schwer das ist, "lebe dein Leben", aber nicht in Bezug auf "Sei wie alle in deinem Alter", sondern "mach was dir gefällt", sei eigen, sei besonders, sei du. Es ist schwer sich von den anderen abzugrenzen und zu sagen/denken "Ja ich bin anders, aber ich finde das ist gut so und mir gefällt mein Leben so wie es ist." Triff eigene Entscheidungen, egal wie die anderen sie finden. Vielleicht bekommst du viel Kritik, aber hinter mancher Kritik versteckt sich eine andere Emotion, nämlich, dass dich die Leute bewundern, dass du deinen eigenen Weg gehen kannst und dich traust anders zu sein. Sie trauen sich das nicht und passen sich möglichst gut an und da sehen sie leider, dass andere "nicht gemocht werden sollen". Wenn du zu deinem Leben und deinen Entscheidungen stehst wirst du Leute kennen lernen die dich genau für das schätzen und die mit dir dann gesunde Freundschaften führen.
letterlove hat geschrieben:Nun zu mir : Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich zu ruhig und zu dumm für diese Gesellschaft bin. Wenn ich mit Menschen rede, habe ich das Gefühl, dass ich ihre Emotionen durch die Wörter, die sie mir sagen, fühle. Ich bin sehr sensibel (ist das schlimm?) und auch ein bisschen anhänglich, durch die negativen Erfahrungen (wie oben erwähnt) die ich mit Menschen gemacht habe. Ich weiß momentan nicht, was mit mir los ist. ... Wollte die 10 wiederholen. Meine Mutter hat das nicht interessiert. Ich sollte durchhalten, nicht so faul sein und das durchziehen.
"Ist das schlimm?" Nein ist es nicht, in Bezug auf Emotionen übernehmen und spüren hast du schon eine Tendenz zur Hochsensibilität, lies dir dadurch im Frorum mehr durch. Es ist vollkommen normal, manche nehmen mehr wahr, andere weniger, ist einfach so. :)
Ja bei dir spielt einiges mit. Ich denke das wichtigste ist es dich selbst und dann deine Vergangenheit zu akzeptieren und dich zu mögen. Ich weiß das ist sehr schwer und ich habe auch lange gebraucht um mich zu mögen und zu akzeptieren und ich bin seit Jahren (und noch immer) dabei meine Vergangenheit zu akzeptieren und zu verarbeiten.
Es ist natürlich schwer, wenn deine Mutter dich nicht unterstützt. Vielleicht hat sie Angst, dass du Sachen durchmachen musst die sie erlebt hat. Frag sie einmal "Wenn du damals in der Situation gewesen wärst mit deinem damaligen Wissen wie hättest du reagiert? Wie würdest du mit deinen heutigen Erfahrungen reagieren? Was hat sich verändert zwischen den Ansichten? Vor was willst du mich schützen?" und sag ihr was du dir denkst und wünscht "Ich wünsche mir, dass du mich unterstützt und nicht kritisierst. Ich frage mich, warum du mich nicht akzeptierst wie ich bin. Warum willst du, dass ich wie andere Jugendliche bin?" Such dir deine Sätze davon aus, oder verwende eigene, es sind lediglich Denkanstöße. Ich glaube die Antworten (wenn sie ehrlich sind) helfen dir auch ihre Situation zu verstehen. Vielleicht hilft es Missverständnisse zu klären, versuch es.
letterlove hat geschrieben:In der 10 und 11. Klasse habe ich mich dazu noch in meine Lehrerin verliebt. Mein erster "realer" Schwarm (war sonst immer in Sänger etc. verliebt mit 14/15/16). Sie hat mir in den 2 Jahren den Kopf verdreht. Es war eine (zum Glück!) heimliche Schwärmerei. ... Ich sei unreif und kindisch. Eine ehemalige Klassenkameradin meinte zu mir, dass ich wie ein alter Opa sei, der in seinem Sessel sitzt und seine Pfeife raucht. Außerdem wäre ich, was emotionale Intelligenz angeht weise.
Das mit dem Lehrerschwarm ist denke ich eine Sache die einige erleben, da man unterbewusst für jemanden schwärmen will und man den Lehrer/die Lehrerin oft sieht. Ich denke mir, dass der Körper weiß, dass er hier nicht verletzt wird, solange er sich nicht verrät und somit glücklich sein kann und erste Erfahrungen machen kann, ohne verletzt zu werden. Natürlich ist man verletzt, wenn es rauskommt und der Lehrer/die Lehrerin einen zurückweist, oder andere sich darüber lustig machen. Bei "Unerreichbaren" z.B. berühmten Sängern ist es denke ich gleich. Man schwärmt für jemanden, oder ist verliebt in jemanden der einen nicht verletzen kann da man zu der Person keinen Kontakt hat, oder man weiß, dass man nie eine Chance hat und somit eine Zurückweisung nicht so weh tun würde. Ich denke der Körper versucht sich so zu schützen um glücklich zu sein und nicht das Risiko einer möglichen Verletzung, oder Blamage einzugehen.
Ich wurde auch lange als kindisch abgestempelt und daher ausgegrenzt. Natürlich verletzt es einen, aber irgendwann ist es einem egal und man kann sowas ignorieren. Zumindest bei mir war es nach drei Jahren so. Ich denke wir Hochsensiblen machen einen Sprung in der Reife. Zuerst sind wir kindlicher als andere und das länger als andere und dann gibt es einen Sprung und wir verstehen uns mit viel Älteren besser, da wir geistig "älter sind als wir es körperlich sind". Also, dass wir länger als andere mit gewissen Spielsachen spielen und dann nach dem Sprung der schnell geht mit Erwachsenen über Umwelt, Politik, oder den Sinn des Lebens reden können wo Gleichaltrige über Jungs/Mädchen, Partys, Reichweite in sozialen Netzwerken usw nachdenken und nicht über so "langweiliges" wie den Sinn des Lebens. Ich weiß nicht ob es so ist, aber ich hatte diesen Reifesprung und ich glaube, dass es bei einigen HSP so ist.
Dadurch, dass du Gefühle von anderen spürst würde ich sagen du hast eine hohe, oder überdurchschnittliche Emotionale Intelligenz, wobei ich mich da nicht so auskenne, also hier lieber wo anders nachlesen.
letterlove hat geschrieben:Ich hoffe ihr könnt mir helfen.
Ich hoffe auch, dass wir dir helfen können. Ich weiß ich habe viel geschrieben, aber ich denke ich weiß wie du dich fühlst und ich hoffe dir mit meinen Erfahrungen und Gedanken helfen zu können.
LG TaKat