Hochsensibel

Privat betriebenes Forum zum Thema Hochsensibilität

Was habt ihr für Jobs?




Umgang mit eigener Hochsensibilität am Arbeitsplatz, in der Ausbildung, im Studium und mit Kollegen und Vorgesetzten

Re: Was habt ihr für Jobs?

Beitragvon Claudia » Mo 8. Jun 2020, 00:44

Hallo Makani!
Makani hat geschrieben:
Das fängt doch schon mit der Schule an. Ich komme aus einer Familie, in der Bildung nicht wichtig war, das heißt, Mittlere Reife und Abitur wurden mir versagt. Darüber war ich alles andere, aber nicht glücklich. Ich habe damals auch einen Hauptschulabschluss mit 4 gemacht. Aber nicht, weil ich zu blöd war, sondern frustriert und enttäuscht war


Meine Geschichte ist etwas ähnlich. Einerseits war Bildung immer wichtig in meiner Herkunftsfamilie, aber es sollte keiner meine Mutter überflügeln. Obwohl meine Eltern recht jung waren und an sich sehr modern, herrschte da der Glaube vor, dass die älteste Tochter die Eltern pflegt und überhaupt die Töchter am besten von einem reichen Mann versorgt werden und nicht mehr arbeiten.

Ich hatte drei Anläufe zum Abitur: Einmal in der Grundschule, da haben es meine Eltern mir versagt, dann als ich 17 war und mich für eine weiterführende Schule anmeldete, wurde ich wegen nicht Volljährigkeit abgemeldet und dann... 1994 war ich endlich zum Abitur angemeldet und macht es 1997 dann auch, was die Beziehung zu meiner Familie schon etwas ... äh... ins Wanken brachte.

Ich kann es Dir gut nachfühlen wie das ist, wenn man von Zuhause aus nicht gefördert wird.

Was mich persönlich interessieren würde wie es zu Deinen Umschulungen kam? Ich hatte das Pech (Oder wie auch immer man das nennen darf) nie in den Genuß zu kommen, da ich ja meine blöde Ausbildung hatte und mich jeder darauf festgenagelt hat. Das ist heute leider auch noch so.

OK, dann will ich mal nicht so viel von mir erzählen!

Gute Nacht!
Herzliche Grüsse!
Claudia
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von Anzeige » Mo 8. Jun 2020, 00:44

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Re: Was habt ihr für Jobs?

Beitragvon Makani » Do 11. Jun 2020, 19:17

Meine Geschichte ist etwas ähnlich. Einerseits war Bildung immer wichtig in meiner Herkunftsfamilie, aber es sollte keiner meine Mutter überflügeln.

Zitat Claudia

Hallo Claudia,

ich frage mich echt, was in den Köpfen solcher Leute vorgeht?
Meine Mutter ließ mich kein Abitur machen, weil sie nicht wollte, dass ich so werde, wie meine Tante (ihre Schwester. Die beiden sind wie Feuer und Wasser.)

Was mich persönlich interessieren würde wie es zu Deinen Umschulungen kam?

Zitat Claudia

Zu der ersten Umschulung zur Zahntechnikerin kann es, weil ich als Glasgraveurin keine Stelle gefunden habe. Diese Umschulung musste ich nach 6 Monaten wegen meiner Linkshändigkeit abbrechen. Danach kam es Ergotherapeutin. Ein schwerer Schicksalsschlag führte zur Beendigung meiner Berufstätigkeit als Ergotherapeutin. So kam es dazu, dass ich eine Umschulung zur Bauzeichnerin machte, die ich Anfang 2018 erfolgreich abgeschlossen habe.

LG Makani

PS: danke dir, dass du das flackerne Herz entfernt hast.
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Re: Was habt ihr für Jobs?

Beitragvon Claudia » Fr 12. Jun 2020, 10:50

Danke Makani!

Ich hatte mich das mit der Umschulung nur gefragt, weil ich selber auch krank war und gerne etwas anderes ruhigeres gemacht hätte. In einer Praxis herrscht ja doch ein hohes Stresslevel. Ein Studium wäre nicht unterstützt worden, was ich auch verstehen kann, aber mich hatte man dann lieber mal schnell in die Rente geschickt.

Und das Assessment, was ich dann bekam, dauerte nur schlappe 2 Wochen mit anschließendem Praktikum.

Es ist wohl jammern auf hohem Niveau, aber trotz Ansprüche bekomme ich irgendwie nie was zugesprochen und das finde ich so schlimm, andere, ist mein Eindruck, haben wirklich reichlich Schulungen gemacht/ bekommen.

Das Problem ist ja nicht auch etwas selber zu tun, aber das kostet dann eine Menge Geld.

Aber wie adele schon sagt, ich habe meinen Berufstraum gelebt, und ich habe niemals so tolle Sachen erlebt wie in diesem Studium und Job. Im Prinzip könnte ich in diesem Job ja noch als Hiwi für eine Grabungsfirma arbeiten. Nur mit dem Alter ist es nicht nur körperlich etwas schwerer (wobei ich das noch nicht wirklich herausgefunden habe), sondern das Reisen und weg sein von meinem Mann ist jetzt auch nicht mehr so die Option.

Von daher würde ich gerne irgendwie neu anfangen. Das ginge ja im Prinzip. Leider liegt bei mir noch das Arbeitsamt brach. Die bieten zwar allgemeinbildende Lernmodule online an, aber das war es auch schon.

Jeder kann angeblich das tun was er will, aber dann gibt es doch immer Grenzen, ob das nun emotional ist oder der Arbeitsmarkt nichts hergibt. :|
Herzliche Grüsse!
Claudia
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Re: Was habt ihr für Jobs?

Beitragvon DesdiNova » Fr 12. Jun 2020, 17:13

Hallo Ihr,

Claudia hat geschrieben:Es ist wohl jammern auf hohem Niveau, aber trotz Ansprüche bekomme ich irgendwie nie was zugesprochen und das finde ich so schlimm, andere, ist mein Eindruck, haben wirklich reichlich Schulungen gemacht/ bekommen.


Ich habe da ja Glück gehabt in der Hinsicht und nach dem Studium eine Ausbildung zum "Industriekaufmann International" mit dem Bildungsgutschein finanziert bekommen.
Ich bin wohl gut vorbereitet zu den Gesprächen hin und hatte dann auch ganz konkret die Förderung für diese spezielle Ausbildung als Anliegen.

Die Damen auf dem Amt waren zu dem Zeitpunkt eigentlich ganz nett und kooperationsbereit (das hat sich später geändert, als ich nach erfolgter Ausbildung in den Arbeitsmarkt integriert werden sollte). Sie waren teilweise aber auch ziemlich schlecht informiert.

So fragten sie mich bspw. wie ich denn die Versicherung während der Ausbildung finanzieren will, dabei ist man über den Träger der Ausbildung versichert (in meinem Fall war das die IHK).

Claudia hat geschrieben:Das Problem ist ja nicht auch etwas selber zu tun, aber das kostet dann eine Menge Geld.


Absolut. Ich habe z.B. neben der Finanzierung der Ausbildung an sich, auch Spritgeld und eine Unterkunft vor Ort bezahlt bekommen.

Ich erinnere mich noch gut, wie eine Teilnehmerin sich darüber beschwerte, dass sie überhaupt keine Förderung bekommen würde, weil sie in der Stadt der Ausbildungsstätte wohnt. Da hätte ich sie am liebsten gefragt, ob sie die 11.500€ an Kosten, die für jeden Teilnehmer anfallen, um die Lehrkräfte und Lehrmaterialien zu bezahlen, etwa auch selbst zu tragen hat.
Das fand ich schon ein starkes Stück, wenn man so eine Summe geschenkt bekommt und sich dann noch beschwert.
Ich glaube nicht, dass eine hervorragende, kostenlose Ausbildung weltweit selbstverständlich ist und viele Menschen z.B. aus Entwicklungsländern sehr gerne mit ihr getauscht hätten.

Claudia hat geschrieben:Von daher würde ich gerne irgendwie neu anfangen. Das ginge ja im Prinzip. Leider liegt bei mir noch das Arbeitsamt brach. Die bieten zwar allgemeinbildende Lernmodule online an, aber das war es auch schon.

Jeder kann angeblich das tun was er will, aber dann gibt es doch immer Grenzen, ob das nun emotional ist oder der Arbeitsmarkt nichts hergibt. :|


Es ist echt eine schwierige Situation. Ein Ausweg könnte es sein, sich selbständig zu machen und ein eigenes Unternehmen zu gründen. Hast du da schonmal drüber nachgedacht?

LG DesdiNova
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Re: Was habt ihr für Jobs?

Beitragvon Claudia » Fr 12. Jun 2020, 18:31

Hallo!

DesdiNova hat geschrieben:Ich habe da ja Glück gehabt in der Hinsicht und nach dem Studium eine Ausbildung zum "Industriekaufmann International" mit dem Bildungsgutschein finanziert bekommen.
Ich bin wohl gut vorbereitet zu den Gesprächen hin und hatte dann auch ganz konkret die Förderung für diese spezielle Ausbildung als Anliegen.
Naja, Du hattest eben das Glück, dass Du es umgedreht getan hast, so würde ich mal sehen. Warst Du nicht Historiker? Und dann vermutlich im ALG2, und wenn man da eigentlich kaum bis gar nicht vermittelbar ist, dann läßt man einem eine Ausbildung angedeihen. Und ich hatte ja eine Ausbildung auf die man mich lebenslang "festgetuckert" hat- Arzthelferin. Und da kann ich tun was ich will, da gibt es immer Jobs. (OK, mit Corona sieht es da auch gerade nicht so dolle aus.)
Ich könnte mir manchmal noch in den Hintern beißen, dass ich auf meine Eltern "gehört" habe und nicht die Ausbildung abgebrochen habe. :devil:
Der Vorteil von einem Studium für mich war, das wir viel interdisziplinär gearbeitet haben, was mir die Möglichkeit eröffnet hat, doch Einblicke in ganz andere Berufssparten zu bekommen. Da bin ich heute noch dankbar und hilft vielleicht noch einige Blickwinkel einzunehmen.

Es ist echt eine schwierige Situation. Ein Ausweg könnte es sein, sich selbständig zu machen und ein eigenes Unternehmen zu gründen. Hast du da schonmal drüber nachgedacht?
Ja, ich hatte ja mal geschrieben, glaube ich, dass ich schon Überlegungen hatte. Konkret war das damals mit der Pflege, aber die Ärztekammer war da ja nicht sonderlich entgegenkommend. Und jetzt habe ich auch zwei Ideen, nur werden die Kurse beim Arbeitsamt nicht angeboten wegen Corona. Ich war ja schon mal auf so ein Seminar vor Jahren wo man dann lernt einen Businessplan zu erstellen, Kreditansträge und als erstes überhaupt mal ob die Idee realistisch ist.

Eine Sache, die mich interessiert, bietet auch einen Onlinekurs an von einer Weiterbildungsstätte, die auf jeden Fall mit dem Jobcenter zusammenarbeitete. Ich könnte dadurch vielleicht Vergünstigungen bekommen. Und wenn so eine Selbständigkeit steht, bekommt man für 6 Monate wohl auch Unterstützung, wenn ich das recht in Erinnerung habe. Also mir sind da auch gerade die Hände gebunden, auch finanziell ist das nicht so easy, wenn ich schon an die Krankenversicherung denke. :mad:
Herzliche Grüsse!
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Re: Was habt ihr für Jobs?

Beitragvon LGBuddha » Fr 12. Jun 2020, 22:09

Kein Businessplan - kein Bankkredit. Fakt! 70% aller Unternehmensgründer nutzen den
Businessplan kurze Zeit später nicht mehr trotz der durchkalkulierten Ertragsvorschau etc.
Eine Antwort gibt´s im 3. empfohlenen Buch weiter unten.
Die meisten Startups scheitern! Trotz dieses Businessplans. Macht euch das nicht stutzig?

Erfolgreich gründen geht auch heute noch, aber nicht mit den Werkzeugen von vorgestern.
Ein wirklich gute, also tragfähige Gründungsidee zu finden kann Jahre dauern.

Ich empfehle euch 3 Bücher - wirklich wärmstens. Das Stichwort lautet Entrepreneur(ship).
EIne Übersetzung in den deutschen Sprachschatz gibt's nicht. Egal.
Lest die Klappentexte und holt euch die Leseproben für einen ersten Eindruck.

Zum einen ist da Prof. Günter Faltin, ein Wirtschaftswissenschaftler, der seine Thesen
bewiesen hat durch Gründung der Teekampagne (er ist heute Nr. 1 als Importeur von echtem
Darjeeling weltweit!). Seine Studenten kopierten ihn bzw. seine Lehren und gründeten
ebenfalls erfolgreich:

1. Kopf schlägt Kapital -- Prof. Günter Faltin
Verfallt nicht dem Glauben, ohne Kredit geht nichts. Das ist falsch!
MERKE: einen Kredit müsst ihr zurückzahlen, einen Zuschuss nicht!

2. David gegen Goliath -- Prof. Günter Faltin
Untertitel - Wir können Ökonomie besser
Komplett überarbeitete und erweiterte Neuausgabe von „Wir sind das Kapital".
Es sollte Pflichtlektüre an den Unis werden. Echt. Macht Bing im Oberstübchen.
Zehn Sterne von mir.

3. Mythos Businessplan -- Dr. Stefanie Kunze und Arne Offermanns
Untertitel - Vom blinden Glauben an ein einzelnes Instrument und möglichen Alternativen
Das Vorwort hat übrigens Prof. Günter Faltin geschrieben.

Nicht vergessen - es gibt ein paar Bücher von Startups, die gescheitert sind
und berichten, welche Fehler es zu vermeiden gilt. So zum Schmökern.

Egal wie abgefahren eure Idee auch ist - der Faltin bleibt in eurem Hinterkopf.

Zu den Berufsbildern:
weil ihr euch auf Aron bezieht, halte ich dagegen.
Unruhige Lebensläufe sind nicht zwangsläufig mit Hochsensibilität zu begründen.
Das gibt's bei Vielbegabten auch. Mein Background sind derzeit etwa 20 + 20 plus.
20 echte Bücher und 20 digitale Bücher allein zu den Hoch-Themen. Hätte ich vier Arme -
ich würde noch mehr lesen.
Plus wissenschaftliche Abhandlungen zu den Themen Gehirnforschung, Stress, Burnout, Boreout,
Angststörungen, Fernöstliches (Thich Nhat Hanh) usw. usw. Wenn euch mal bunte Zebras begegnen,
dann lest weiter - denn die Zebras gab es schon 2008. Die Forschung bleibt nicht stehen
und Erkenntnisse von früher können längst überholt sein. Und verbeisst euch nicht zu sehr
in die Hochsensibilität allein. Da ist vielleicht noch mehr im Busche.
LGBuddha
 

Re: Was habt ihr für Jobs?

Beitragvon DesdiNova » Sa 13. Jun 2020, 00:05

Hallo Ihr,

Claudia hat geschrieben:Naja, Du hattest eben das Glück, dass Du es umgedreht getan hast, so würde ich mal sehen. Warst Du nicht Historiker?


Naja, nicht ganz. Ich bin studierter Anglist. Mein anderes Fach war die Geschichtswissenschaft, da habe ich kurz vorm Abschluss aufgehört, weil es keine wirkliche Perspektive mehr gab. Genauer gesagt, das Studium liegt auf Eis und ich könnte es jederzeit zu Ende führen. Nur, was mache ich dann damit, was ich mit Anglistik nicht auch evtl. machen könnte? Das hat mit amerikanischer und britischer Geschichte ähnliche Schwerpunkte, wie das Geschichtsstudium.

Der Plan dahinter war ursprünglich halt Lehrer zu werden und so habe ich Englisch auch mit dem Profil "Englisch als Fremdsprache", also dem lehramtsspezifischen Schwerpunkt studiert, Geschichtswissenschaft ebenso. Dann kam die Entscheidung gegen die Lehrerlaufbahn und ich habe zumindest Geschichte auf fachwissenschaftlich weiter studiert. Anglistik war ich schon so weit mit dem Lehramtsprofil, dass ich das so zum Abschluss gebracht hatte.

Claudia hat geschrieben:Und dann vermutlich im ALG2, und wenn man da eigentlich kaum bis gar nicht vermittelbar ist, dann läßt man einem eine Ausbildung angedeihen.


Nein, so war es nicht. Ich habe tatsächlich nie Hartz 4 oder ALG im allgemeinen bezogen. Nicht, das ich zögern würde es zu beantragen, falls es nicht anders gehen würde. Aber den zusätzlichen Stress mit dem Jobcenter will ich mir hoffentlich ersparen in meinem Leben. Der Stress mit dem Arbeitsamt hat mir schon gereicht.

Ich habe mich noch während meines Studiums (zusammen mit meinem Studienberater) nach beruflichen Alternativen umgesehen. Ich bin dann nahtlos vom Studium in die (geförderte) Ausbildung gegangen. Diese Ausbildung zum Industriekaufmann International wurde mir also nicht "aufgezwungen", sondern ich habe mich bewusst und proaktiv dafür entschieden, um mein berufliches Profil mit kaufmännischen Fachkenntnissen unter Einbeziehung meiner Fremdsprachenkentnisse abzurunden. Vielleicht ist das auch ein Grund, dass die Förderung der Ausbildung ohne großes Murren bewilligt wurde, da ich einen gut durchdachten Plan vorweisen konnte.

Nur nach der Ausbildung lief das erstmal nicht so wie geplant. Ich hatte mir das von den Jobmöglichkeiten anders vorgestellt, und hatte echt keine Lust im Callcenter oder in einer Zeitarbeitsfirma (die nicht alle per se schlecht sein müssen, aber trotzdem) anzufangen.

Und weil ich für das Bestehen der Prüfung eine saftige Prämie gezahlt bekommen hatte, konnte ich mir den Luxus leisten, da einige Monate von zu zehren und das Beantragen von Leistungen (und damit Jobcenter-Stress) zu vermeiden.

Ironischerweise wurde ich dann trotzdem in eine "Basteln-und-Malen-für-Erwachsene"-Maßnahme gesteckt, aber da bin ich nach drei Tagen wieder rausgekommen, habe es mir aber nicht nehmen lassen, am dritten und letzten Tag zur Freude der Lehrkräfte und Teilnehmer meine Gitarre mit in die Einrichtung zu nehmen und die Hütte zu rocken :devil:
Höhepunkt der Aktion war, dass der Leiter der Maßnahme mir einen (gut bezahlten) Auftritt auf dem Weihnachtsmarkt der Nachbarstadt vermittelt hat :angel: Das Leben schreibt schon manchmal kuriose Geschichten.

Abgesehen von meiner musikalischen Intervention und guten Gesprächen mit den anderen Teilnehmern (und vereinzelt auch mit Leitern) war es echt die Hölle in der Maßnahme, und ich empfinde immer noch starkes Mitleid für die Teilnehmer, die dort wochenlang darben mussten. Es war einfach alles so sinnfrei, ich war offensichtlich in vielen Bereichen besser ausgebildet als die Leiter. Die meiste Zeit hatte ich damit verbracht, anderen Teilnehmern zu helfen oder sogar von den Leitern in ihr Büro gerufen zu werden, um da meine Office-Kenntnisse einzubringen. Am Ende bin ich dort gar nicht dazu gekommen, an meinen eigenen Bewerbungen zu arbeiten, was ja eigentlich der Sinn der Sache sein sollte.

Puh, das musste mal raus, könnte mich da noch ewig weiter drüber aufregen. Wenn ich daran denke, dass die anderen Teilnehmer hingehen MÜSSEN und sonst ihre Leistungen gekürzt bekommen, also nichts mehr zu Essen haben oder den Strom abgeschaltet bekommen, wie unmenschlich ist das denn?

Jedenfalls habe ich dann am eigentlich vierten Tag der Maßnahme ein Arbeitsverhältnis aufgenommen und war damit aus der Sache raus. Ich gehe auch nie wieder in so eine Maßnahme. Eher werde ich einen Job am unteren Ende der sozialen Leiter annehmen und diesen mit Würde erfüllen, als mich nochmal in die Gewalt solcher Menschen zu begeben, die den Auftrag haben, mich zu "motivieren".

Sollte jemand da noch keine Berührungspunkte mit gehabt haben und meine Story übertrieben finden, dann schaut mal ins Elo-Forum (Erwerbslosen Forum):
https://www.elo-forum.org/

Da finden sich unendlich viele Storys von Behördenwillkür...

Claudia hat geschrieben:Und ich hatte ja eine Ausbildung auf die man mich lebenslang "festgetuckert" hat- Arzthelferin. Und da kann ich tun was ich will, da gibt es immer Jobs. (OK, mit Corona sieht es da auch gerade nicht so dolle aus.)
Ich könnte mir manchmal noch in den Hintern beißen, dass ich auf meine Eltern "gehört" habe und nicht die Ausbildung abgebrochen habe.


Ich finde sowas auch nicht richtig. Das System muss dringend geändert werden und wieder dem Menschen dienen, und nicht umgekehrt.

Claudia hat geschrieben:Der Vorteil von einem Studium für mich war, das wir viel interdisziplinär gearbeitet haben, was mir die Möglichkeit eröffnet hat, doch Einblicke in ganz andere Berufssparten zu bekommen. Da bin ich heute noch dankbar und hilft vielleicht noch einige Blickwinkel einzunehmen.


Jo, das war speziell beim Geschichtsstudium ebenfalls der Fall. In der Einführungsveranstaltung hieß es (sinngemäß): "Historiker bekommen einen Schuhkarton mit Unordnung vorgesetzt und müssen in der Lage sein, was draus zu machen."

Und das habe ich so auch aus dem Studium mitgenommen; ich habe dort gelernt, selbst Dinge in die Hand zu nehmen, mich selbst zu einem Experten über etwas zu machen, selbst zu recherchieren wie etwas funktioniert usw.. Das hilft mir in meinem beruflichen und auch privaten Alltag weiterhin ungemein.

LGBuddha hat geschrieben:Kein Businessplan - kein Bankkredit. Fakt! 70% aller Unternehmensgründer nutzen den
Businessplan kurze Zeit später nicht mehr trotz der durchkalkulierten Ertragsvorschau etc.
Eine Antwort gibt´s im 3. empfohlenen Buch weiter unten.
Die meisten Startups scheitern! Trotz dieses Businessplans. Macht euch das nicht stutzig?


Das ist ja eine ganze Menge Material, dass du mit uns teilst. Macht einen sehr interessanten Eindruck und ich werde mir das in einer ruhigen Minute sicher genauer ansehen.

LGBuddha hat geschrieben:Wenn euch mal bunte Zebras begegnen,
dann lest weiter - denn die Zebras gab es schon 2008.


Und ich dachte schon, der Satz endet so: "Wenn euch mal bunte Zebras begegnen, dann habt ihr zuviel geraucht" :eastern1:

Ein kleiner Spaß am Rande ;cat:

LG DesdiNova
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Re: Was habt ihr für Jobs?

Beitragvon Claudia » Sa 13. Jun 2020, 22:20

Also mit dem Jobcenter hatte ich gar keinen Stress. Ich wurde als überqulifiziert weggeschickt und bekam dort nichts und alles ging dann nur noch per Mail. Sehr bequem eigentlich. :mrgreen:
Herzliche Grüsse!
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Re: Was habt ihr für Jobs?

Beitragvon Makani » So 14. Jun 2020, 08:06

Claudia hat geschrieben:Danke Makani!

Ich hatte mich das mit der Umschulung nur gefragt, weil ich selber auch krank war und gerne etwas anderes ruhigeres gemacht hätte. In einer Praxis herrscht ja doch ein hohes Stresslevel. Ein Studium wäre nicht unterstützt worden, was ich auch verstehen kann, aber mich hatte man dann lieber mal schnell in die Rente geschickt.

Und das Assessment, was ich dann bekam, dauerte nur schlappe 2 Wochen mit anschließendem Praktikum.

Es ist wohl jammern auf hohem Niveau, aber trotz Ansprüche bekomme ich irgendwie nie was zugesprochen und das finde ich so schlimm, andere, ist mein Eindruck, haben wirklich reichlich Schulungen gemacht/ bekommen.




Ich habe erfolgreich vor dem Sozialgericht geklagt und habe Recht bekommen. Das Ganze ist allerdings auch sehr kräfte - und zeitraubend. Es dauerte fast 3 Jahre, bis ich zu meinem Recht kam, weil die beklagte Behörde durch (Nichtstun?) die Zeit n die Länge zog, trotz mehrerer Aufforderungen des Sozialgerichtes.
Die durften die ganzen Kosten dann zahlen.
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Re: Was habt ihr für Jobs?

Beitragvon Claudia » Mo 15. Jun 2020, 13:40

Ja und Du hättest schon längst berufstätig sein können und in die Rentenversicherung einzahlen. :idea: :shock: :|
Herzliche Grüsse!
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Re: Was habt ihr für Jobs?

Beitragvon Makani » Mi 17. Jun 2020, 19:11

Claudia hat geschrieben:Ja und Du hättest schon längst berufstätig sein können und in die Rentenversicherung einzahlen. :idea: :shock: :|



Ja, so ist es. Das ist typisch für Behörden. Ich habe noch nie gute Erfahrungen mit denen gemacht. Alles und Jedes muss ich mir erkämpfen. Mit einer war ich nur über einen Anwalt in Kontakt. Da haben die so gekuscht, dass sie mir wieder alles in den A.... geschoben haben.
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Re: Was habt ihr für Jobs?

Beitragvon Claudia » Do 18. Jun 2020, 21:25

Also wenn sowas ist- oder anderer Art- dann schalte ich immer gleich den Anwalt ein. Vermutlich ist es auch Lebenserfahrung langsam zu wissen, dass es anders nicht geht.

Aber nun gerne zurück zum Thema. :softsmile: Jobs finde ich ja immer interessant! Also darüber zu erfahren was manche machen und dann natürlich themenbezogen wie es mit Hochsensibilität ist.
Herzliche Grüsse!
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Re: Was habt ihr für Jobs?

Beitragvon Luisa » Di 30. Mär 2021, 13:53

In meinem Leben habe ich, wen überrascht es bei Hochsensiblen, mehrere Ausbildungen hinter mir. Insgesamt waren es 4 und in einem ungelernten Beruf habe ich 7 Jahre gearbeitet, bis es nicht mehr ging. Ich wusste nie was ich werden möchte und weiß es auch jetzt immer noch nicht genau. Die Möglichkeiten sind auch an bestimmten Dingen gebunden die manchmal nicht änderbar sind. Ich kann nur sagen was ich mir eher vorstellen könnte und was, für mich, gar nicht geht. Ich bin gespannt ob ich irgendwann ankommen werde.
Luisa
 

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