Re: Songwriting
von Mordred » Mi 24. Feb 2021, 09:53
Ich mache eigentlich schon mein Leben lang Musik, hauptsächlich Gesang... also ich singe für mein Leben gern.
In meiner Jugendzeit habe ich mir dann selber ein bisschen Gitarre spielen beigebracht.
Ich habe oft davon geträumt, ein Rockstar zu sein und wollte mein Hobby auch oft zum Beruf machen, habe mich sogar bei ein paar Castingshows versucht und bin erst vor Kurzem darauf gekommen, warum das alles nicht funktioniert.
Das wäre nämlich eine Katastrophe, weil viele Menschen einfach keinen Zugang zu meiner Musik haben. Meine Musik hat sich im Lauf der Zeit entwickelt und ich würde es eher als Kunstform und nicht als Musik generell bezeichnen, was ich da fabriziere, vor allem meine "Werke" zwischen 2015 und 2019 sind für den Mainstream kaum hörbar. Wenn ich mich als Musiker bezeichnen würde, hätte ich das Gefühl, alle zu verspotten, die sich hinsetzen und ernsthaft ein Instrument erlernen oder vielleicht sogar studieren. Ich spiele nicht nach Noten, auch wenn ich diese grundsätzlich lesen könnte, von einigen auch weiß, wo sie sich auf dem Griffbrett befinden, etc., aber am liebsten improvisiere ich und schaue, was mM nach gut klingt und was nicht. Daher habe ich große Probleme damit, etwas 1:1 nachzuspielen. Ein alter Berufsmusiker im Ruhestand hat mal versucht, mir das beizubringen - er ist daran verzweifelt.
Alles begann eigentlich mit Grunge in den frühen 2000er-Jahren, ich habe damals Kurt Cobain und Layne Staley nacheifern wollen, zT auch Chris Cornell. Dann habe ich mich sogar für Post-Grunge und Nu Metal interessiert und habe mir auch beigebracht, zu rappen, bis ich dann den gutturalen Gesang für mich entdeckt habe. Unweigerlich führte mich das in den extremen Metal, aber eher weniger in den Death- oder Thrash-Metal-Bereich oder was man sonst so kennt (z.B. Slipknot finde ich furchtbar!) und hauptsächlich über die Ähnlichkeit des Sängers Pelle Ohlin mit meinen damaligen Idolen Cobain und Staley lernte ich die Band Mayhem kennen.
Also habe ich viel Black Metal gehört und schließlich habe ich den sogenannten DSBM bzw. Blackened Doom Metal für mich entdeckt. Diese Musik ist nach wie vor die emotionalste für mich und ich habe solche Musik gemacht, um meine Gefühle raus zu lassen, was dabei herausgekommen ist, konnte sich kaum jemand anhören und nur sehr wenige hatten Zugang dazu. Die meisten empfanden es nur als Rauschen und Schreien und Lärm, seltsamerweise brauchte man schon ein feineres Gehör, um die Details herauszuhören (ich weiß, das mag wie ein Widerspruch klingen...) Damals habe ich mir auch ein paar Takte auf dem Schlagzeug beigebracht, was in dem Bereich ja nicht besonders schwer ist, weil man da einfach nur langsam und schleppend spielen muss. Für die schnelleren Passagen habe ich dann die Drums programmiert. Mein Lieblingsinstrument war über viele Jahre der E-Bass, mit dem ich auch in verschiedenen Bands "ausgeholfen" habe, momentan wurde er aber von der akustischen Gitarre abgelöst. Interessanterweise habe ich mir die "Endprodukte" selten angehört und wenn, dann immer sehr kritisch, aber hauptsächlich ging es mir um den Prozess, die Gefühle raus zu lassen.
Ich habe nichts von meiner Musik für den Verkauf veröffentlicht, ein paar CDs habe ich Leuten geschenkt, von denen ich wusste oder zumindest glaubte, sie würden meine Kunst zu schätzen wissen und hätten auch einigermaßen Zugang dazu.
Seit ca. 2016 bewege ich mich aber in Richtung Dark Folk (ich vermeide bewusst die Bezeichnung Neofolk für meine Musik, da es in diesem Bereich leider viele politisch Rechte gibt) Der Auslöser war damals der Tod der Sängerin Aleah Starbridge. Ihre Musik hat mich tief berührt und bewegt und berührt mich auch heute noch. Natürlich bin ich über ihre Band Trees of Eternity vorerst auf sie gestoßen und auch über Bands wie Swallow the Sun oder Amorphis, in denen sie mitgewirkt hat, aber plötzlich habe ich gespürt, welche positive Kraft und Energie "nur" ihr Gesang und ihre Stimme haben.
Irgendwie hat mir das aus dem dunklen Loch und dem extremen Schmerz in meinem Inneren geholfen, auch wenn es für mich schmerzhaft war (und noch immer ist) dass sie verstorben war und es daher keine wirklich neuen Songs mehr von ihr geben wird und zwar nie wieder. Aber eben diese Tatsache hat mich so tief berührt, dass ich selber solche Musik machen wollte und jetzt spiele ich fast "nur" noch Akustik-Gitarre und singe dazu.
Ich bin an einem Punkt, wo ich denke, dass mir die düstere Musik damals geholfen hat, meinen Schmerz und meine Emotionen auszudrücken, aber heute wäre es nicht mehr passend, so eine Musik zu machen. Ähnlich wie Aleah es auch selber ausgedrückt hat war diese Dunkelheit eine Passage, die anschließend zum Licht am Ende des Tunnels führt. Ich weiß nicht, inwiefern das nachvollziehbar ist.
Hauptsächlich habe ich für mich allein Musik gemacht, in meiner Jugend mit dem Ziel, ein Rockstar zu werden. Aber gerade in letzter Zeit habe ich irgendwie einen Zwischenbereich gefunden, Musik zum Teil zu veröffentlichen, aber nicht irgendwie berühmt zu werden (was furchtbar wäre, ich würde es nicht aushalten, im Rampenlicht zu stehen! Ich steh ja nicht einmal gern im Mittelpunkt...) und ich habe auch schon positives Feedback bekommen. Auf den sozialen Plattformen können sich ja auch Leute, die Zugang zu meiner Musik haben, diese anhören. Vor ca. 2 Jahren habe ich auf der Geburtstagsparty meines besten Freundes gespielt, was auch für Eindruck gesorgt hat und eine Freundin möchte jetzt sogar, dass ich ihr Gitarrenunterricht gebe (mal schauen, ob ich das schaffe, ich hab sowas noch nie gemacht...)
Musik ist aber generell ein großer Teil meines Lebens, ich fröne auch anderen Formen der Kunst, aber Musik ist und bleibt eben was ganz Besonderes für mich.