Hochsensibel

Privat betriebenes Forum zum Thema Hochsensibilität

Aufwachsen als Einzelkind




Umgang mit eigener Hochsensibilität in der Partnerschaft und Liebe, mit Kindern, Eltern, Freunden und sonstigen engen Beziehungen

Aufwachsen als Einzelkind

Beitragvon weltfremder » So 12. Jul 2020, 06:45

Ich mache mir immer wieder mal Gedanken darüber, was es für mich bedeutet, dass ich keine Geschwister habe, und wie dies meinen Lebensweg und meine Persönlichkeit beeinflusst hat und noch weiter beeinflussen wird.

Trotz einer Geburtenrate von weniger als zwei Kindern pro Frau gibt es hierzulande eigentlich gar nicht mal so viele Einzelkinder. In den Schulklassen wo ich z.B. war, da waren es höchstens so zehn Prozent. Und dann oft auch Kinder, wo die Eltern geschieden oder nie richtig zusammen waren und es dann z.B. noch Halbgeschwister oder Stiefgeschwister geben kann, also eigentlich dann doch keine richtigen Einzelkinder.

Ich denke auf jeden Fall, dass es mich insofern beeinflusst hat, da ich ja sowieso schon lange sozial isoliert war und auch keine Cousins oder Cousinen habe, die im gleichen Alter sind. Wobei, eine ist nur drei oder vier (?) Jahre jünger als ich, aber die wollte nie was von mir wissen, habe sie auch früher nur etwa einmal im Jahr gesehen und ein paar Jahre schon überhaupt nicht mehr, seit sie ihr eigenes Leben führt.

Wie ist das bei euch? Gibt es hier noch weitere Einzelkinder -oder solche, wo vielleicht zu vorhandenen Geschwistern ein wirklich großer Altersunterschied besteht (10 J. und mehr)?

Oder wie denkt ihr generell, dass sich dies auswirken kann, gerade auch zusätzlich noch unter dem Aspekt der Hochsensibilität?

Ich bin z.B. von Haus aus nicht diese ständigen Konflikte gewohnt, die manch andere Leute regelrecht zu brauchen scheinen, vielleicht weil es für sie so normal ist. Also zwischen mir und meinen Eltern gab es nichtsdestrotz Auseinandersetzungen, aber ich denke, wenn ich noch Geschwister hätte, wäre es da noch viel konfliktreicher zugegangen und man hätte viel öfter Kompromisse schließen müssen. Und es passt nun auch gut zu meiner sensiblen und introvertierten Wesensart, Konflikten aus dem Weg zu gehen und Orte oder Gruppen, in denen Konflikte enstehen, zu meiden- d.h. sehr viele.

Mir ist das z.B. auch in der Jugend deutlich geworden. Diese Zeit muss wohl für Kinder mit älteren, bereits pubertierenden Geschwistern ein weitaus geringerer „Kulturschock“ als für mich gewesen sein, da sie entsprechende Verhaltensweisen und diesen Teenager-Lebensstil schon von daheim aus kennen.

Bei mir ist dies wohl maßgeblich ein Grund dafür, wieso mir meine eigene Generation neutral gesagt äußerst fremd ist. Ich kann mich mit deren Denk- und Lebensweise kaum identifizieren. :denk:

Das gilt auch eigentlich auch für die Generation davor, also diese 80er/90er-Jahre-Generation.
Teilweise gehören meine Cousins und Cousinen dieser an. Zwei sind noch aus den siebzigern, mit denen bin ich eigentlich noch am besten zurechtgekommen, solange noch Kontakt bestand. :shithappens: Das waren halt auch immer Erwachsene für mich, und bekamen in meiner Kindheit dann auch schon selbst Kinder.

Bei dieser jüngeren Generation (80er/90er) dagegen herrscht z.B. ein Lebensstil vor, den ich weder leben wollte noch könnte :shock: : Alle paar Jahre ein anderer Job, ein anderer Wohnort und ein/e andere/r PartnerIn.

Dieser unverbindliche und unbeständige, unsichere Lebensstil war früher ja doch noch ungewöhnlich, und traf höchstens auf Jüngere mal für kurze Zeit zu, während der Ausbildung oder im Studium, wobei diese Zeit auch an sich immer länger dauert, aber besagtes trifft auch auf längst Ausgelernte zu.

Bei meiner eigenen Generation weiß man noch nicht ganz so genau, wie sich das entwickeln wird, einerseits wird irgendwie gesagt, es gäbe wieder ein größeres Bedürfnis nach Beständigkeit und Geborgenheit, andererseits könnte ich mir gut vorstellen, dass es in dieser „Generation Z“ sogar noch extremer wird, hinsichtlich einer Bindungslosigkeit in sozialer und lokaler Hinsicht.

Also bei mir war es so gelaufen, dass ich aufgrund meiner schulischen Außenseiterrolle und fehlenden nahen Verwandten gleichen Alters, anteilsmäßig sehr viel mit älteren Menschen zu tun hatte, z.B. mit Onkeln und Tanten (alle mind. Anfang 60), sowie meiner im letzten Jahr verstorbenen Oma, die jetzt quasi schon auf die Hundert zugehen würde.

Besonders bei ihr hat man doch zunehmend gemerkt, dass sie aus einer ganz anderen Zeit kommt, ihre frühe Kindheit lag noch in der Weimarer Republik und sie konnte sich auch noch an manches Erlebnis aus dieser Zeit erinnern, und hat mir auch manches noch ältere erzählt, was sie von ihren Eltern oder Großeltern schon erzählt bekam. :b/w: Sie nannte mich z.B. oft ihren „Knecht“- heute weiß wohl kaum noch jemand, was ein Knecht überhaupt war. Früher scheint das zumindest dialektal eine Art liebevolle oder ironisierende Anrede für (junge) Männer gewesen zu sein. :peinlich:

Naja, auf jeden Fall hat mich dieser Kontakt auch in meiner struktur- und wertkonservativen Einstellung beeinflusst und in meinem Blick auf die heutige Zeit. Man merkt daran z.B., wie schnellebig die Gesellschaft geworden ist und wie stark sich die ganze Lebenswelt in den letzten Jahrzehnten verändert hat.

Und ich merke auch, dass ich, von anderen Faktoren mal abgesehen, auch eher mit Leuten auf einer Wellenlänge bin, die eher isoliert aufgewachsen sind, nicht allzu viel Verwandtschaft haben, keine oder wenige Geschwister, vorzugsweise in anderem Alter oder anderen Geschlechts. :hug:

Vielleicht gibt es hier ja Leute, die zu einem gewissen Grad ähnliche Erfahrungen gemacht haben oder die jemanden kennen, bei dem das so war.

Bei mir ist es natürlich schon etwas speziell, da ich zudem recht alte Eltern habe (wobei das die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass keine Geschwister mehr hinterherkommen :idea: ...) und immer recht isoliert wa, früher noch nicht so sehr wie heute, aber selbst zu meinen besten Zeiten immer ein Außenseiter war, und wo ich finde, dass diese Umstände dies ersten begünstigen und zweitens dies auch noch verstärken, sofern wirklich eine soziale Isolation eintritt.

Also ich finde es schwierig, mit meinem Hintergrund und meiner daraus auch resultierenden Prägung, Leute zu finden, die einen ähnlichen „Background“ haben, denn sofern dieser ganz anders aussieht, wird es schwierig...

Jetzt könnte man mir gleich noch vorwerfen zu „spoilern“ (ein Wort, was selbst meine Eltern nicht mehr kennen), aber, ich wollte demnächst auch noch einen anderen Thread schreiben, wo es um das Leben als Einzelgänger, und die Verbindung zu dem hier ist u.a., dass schon allgemein angenommen wird, Einzelkinder neigten auch verstärkt zum Einzelgängertum, was ich anhand von mir selbst schon mal bestätigen kann...
Benutzeravatar
weltfremder
*Neu an Board*
*Neu an Board*
 
Beiträge: 29
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 03:24

von Anzeige » So 12. Jul 2020, 06:45

Anzeige
 

Re: Aufwachsen als Einzelkind

Beitragvon Doro » So 12. Jul 2020, 13:38

Ich bin kein Einzelkind (ältere Geschwister), und doch eher Einzelgänger. Ich denke, dass hat mit einer ausgeprägten HS zu tun, nicht damit, ob Einzelkind oder nicht. Aber das ist nur meine persönliche Meinung. :smilie:

In meinem Elternhaus gab es auch regelmäßig Konflikte, und trotzdem mag ich dass immer weniger. Ich sehne mich auch immer mehr nach Ruhe, und hatte schon oft (auch in jüngeren Jahren) den Wunsch nach einer einsamen Insel. Um so älter ich werde, desto weniger komme ich mit Menschen klar, was aber auch daran liegen mag, dass die Menschheit sich (in meinen Augen stark zum Negativen) verändert hat.
Benutzeravatar
Doro
*Im Forum eingelebt*
*Im Forum eingelebt*
 
Beiträge: 89
Registriert: Di 23. Jun 2020, 13:16
Wohnort: Siegerland

Re: Aufwachsen als Einzelkind

Beitragvon weltfremder » Mo 13. Jul 2020, 04:15

Doro hat geschrieben:Ich bin kein Einzelkind (ältere Geschwister), und doch eher Einzelgänger. Ich denke, dass hat mit einer ausgeprägten HS zu tun, nicht damit, ob Einzelkind oder nicht. Aber das ist nur meine persönliche Meinung. :smilie:

In meinem Elternhaus gab es auch regelmäßig Konflikte, und trotzdem mag ich dass immer weniger. Ich sehne mich auch immer mehr nach Ruhe, und hatte schon oft (auch in jüngeren Jahren) den Wunsch nach einer einsamen Insel. Um so älter ich werde, desto weniger komme ich mit Menschen klar, was aber auch daran liegen mag, dass die Menschheit sich (in meinen Augen stark zum Negativen) verändert hat.

Es sind nun nicht alle HSPs Einzelgänger, aber solche Tendenzen mag es geben.

Was mir als Einzelkind Sorgen macht, ist, eines Tages völlig allein dazustehen. Ich werde mich auch um meine Eltern kümmern müssen, die ja auch schon beide über 60 sind. Alles wird an mir hängenbleiben. die Beerdigungen zu organisieren, evtl. Pflege uvm.
Umso wichtiger wäre es, dass Einzelkinder wenigstens unter Freunden und Verwandten genug unterstützende Personen finden, auf die man sich verlassen kann. Mir scheint das leider nicht vergönnt zu sein...

Wenn man zwar wie du eher Einzelgänger ist, aber noch Geschwister hat, hat man wenigstens noch die, solange man sich nicht völlig verkracht hat oder völlig woanders wohnt...

Vielleicht ist es ja bei dir so, dass zu deinen Geschwistern ein größerer Altersunterschied besteht?
Benutzeravatar
weltfremder
*Neu an Board*
*Neu an Board*
 
Beiträge: 29
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 03:24

Re: Aufwachsen als Einzelkind

Beitragvon TaKat » Mo 13. Jul 2020, 08:58

weltfremder hat geschrieben:Ich mache mir immer wieder mal Gedanken darüber, was es für mich bedeutet, dass ich keine Geschwister habe, und wie dies meinen Lebensweg und meine Persönlichkeit beeinflusst hat und noch weiter beeinflussen wird.

Wie ist das bei euch? Gibt es hier noch weitere Einzelkinder -oder solche, wo vielleicht zu vorhandenen Geschwistern ein wirklich großer Altersunterschied besteht (10 J. und mehr)?


Ich bin Einzelkind, habe aber eine Kusine die 3 Jahre älter ist und einen Cousin der 6 Wochen älter ist als ich und mit denen verstehe ich mich gut. Mit meiner anderen Kusine und meinen anderen Cousins ist der Altersunterschied zu groß.

weltfremder hat geschrieben:Oder wie denkt ihr generell, dass sich dies auswirken kann, gerade auch zusätzlich noch unter dem Aspekt der Hochsensibilität?


Ich denke schon, dass es sich auswirkt, da man als Einzelkind auf die Eltern als "Spielpartner" fixiert ist, wenn keine Freunde da sind. Mir war als Kind und als Jugendliche öfter fad, da meine Eltern manchmal keine Lust hatten mit mir zu spielen und ich so alleine spielen musste. Wenn ich dieses "Mir ist öfter fad" bei Freunden erzähle die Geschwister haben, heißt es "Typisch Einzelkind". Das ist eher die negative Seite, außerdem noch, dass man Konflikte nicht so leicht üben kann, weil man sich nicht mit Geschwistern streiten kann, sondern erst mit Freunden. Positiv ist, dass man mehr bekommt, da es nicht aufgeteilt wird (Geld, Geschenke, Zeit mit den Eltern und Aufmerksamkeit dieser, mehr Urlaube da mehr Geld,...) und auch, dass man seine Ruhe leichter haben kann, wenn nicht gerade die Eltern jene sind die ständig reinkommen, oder anklopfen.

Unter dem Aspekt HS denke ich ist es die Einsamkeit die in der Kindheit, aber mehr in der Pubertät kommt. Wenn die Eltern nicht wollen (oder man mit den Eltern nicht spielen will) und keine Freunde da sind muss man alleine Sachen machen und ist auf sich gestellt. Je älter man wird, desto eher wird man einsam, da man keinen in der Nähe hat mit dem man über Probleme reden kann, wenn man nicht mit den Eltern drüber reden will.

Hatte den selben Gedanken bei Konflikt, noch bevor ich deinen Absatz dazu gelesen habe.


weltfremder hat geschrieben:Bei mir ist dies wohl maßgeblich ein Grund dafür, wieso mir meine eigene Generation neutral gesagt äußerst fremd ist. Ich kann mich mit deren Denk- und Lebensweise kaum identifizieren. :denk:


Bei mir liegt es nicht an fehlender Konflikterfahrung, sondern eher daran, dass ich sachlicher denke als andere in manchen Bereichen. Ich habe das Gefühl mein Körper ist 19/20 und mein geistiges Ich ist 35, oder so, daher kann ich mich mit Erwachsenen ab 25 besser unterhalten, als mit Leuten zwischen 14 und 20, ist bei mir aber schon so seit ich 13 oder so bin, dass ich mich lieber mit älteren unterhalte, soweit mich die Themen interessieren. Außerdem bin ich kein "Fortgeh-Mensch" und somit passte ich in meine Altersgruppe nicht ganz rein, ich trinke wenig Alkohol und rauche nicht und zocke nicht PC Spiele die andere spielen und somit war ich eigentlich immer Außenseiter. Außerdem bin ich schüchtern, wenn es um Fremde geht und da machte ich mich selber zum Außenseiter.


weltfremder hat geschrieben:Jetzt könnte man mir gleich noch vorwerfen zu „spoilern“ (ein Wort, was selbst meine Eltern nicht mehr kennen), aber, ich wollte demnächst auch noch einen anderen Thread schreiben, wo es um das Leben als Einzelgänger, und die Verbindung zu dem hier ist u.a., dass schon allgemein angenommen wird, Einzelkinder neigten auch verstärkt zum Einzelgängertum, was ich anhand von mir selbst schon mal bestätigen kann...


Ich bin an und für sich keine Einzelgängerin. Ich bin gerne mit Freunden unterwegs und mache was mit ihnen. Mein Problem ist eher neue Leute kennenzulernen, da ich entweder nicht mit Gleichaltrigen zusammenkomme (andere Hobbies), oder ich zu schüchtern bin jemanden anzureden und dann das ganze zu vertiefen (in Kontakt bleiben). Wenn ich Leute mehr kenne, oder mich gut mit ihnen unterhalten kann, dann fällt es mir leichter in Kontakt zu bleiben und dann halte ich den Kontakt auch lang, soweit nichts vorfällt.
TaKat
 

Re: Aufwachsen als Einzelkind

Beitragvon TaKat » Mo 13. Jul 2020, 09:04

weltfremder hat geschrieben:Es sind nun nicht alle HSPs Einzelgänger, aber solche Tendenzen mag es geben.

Was mir als Einzelkind Sorgen macht, ist, eines Tages völlig allein dazustehen. Ich werde mich auch um meine Eltern kümmern müssen, die ja auch schon beide über 60 sind. Alles wird an mir hängenbleiben. die Beerdigungen zu organisieren, evtl. Pflege uvm.
Umso wichtiger wäre es, dass Einzelkinder wenigstens unter Freunden und Verwandten genug unterstützende Personen finden, auf die man sich verlassen kann. Mir scheint das leider nicht vergönnt zu sein...


Über das Thema hab ich mir auch schon Gedanken gemacht. In meiner Familie und Umgebung wurde in den letzten Monaten zweimal ein Begräbnis organisiert und jetzt noch mit Notar und allem herumgetan. In beiden Fällen gab es zwei "Kinder" (von dem Verstorbenen aus gesehen) die mit der Witwe die Sachen organisierten und die waren sich auch einig. Ich aber müsste mich alleine um Pflege und anderes kümmern und das nicht nur zeitlich, sondern auch finanziell.

Das mit dem "einsam bleiben" kenne ich gut. Ich bin jetzt frisch 20 und habe bisher keine Beziehungen gehabt, oder Sachen dergleichen und das ist für die heutige Generation auch ungewöhnlich. Musste mir da auch schon einiges anhören. Bisher steht keine Änderung in Aussicht und ich hab oft Angst keinen mehr zu finden. Ich hätte nicht einmal eine Chance gehabt die ich ausgeschlagen hätte.
TaKat
 

Re: Aufwachsen als Einzelkind

Beitragvon weltfremder » Di 14. Jul 2020, 02:15

TaKat hat geschrieben:Über das Thema hab ich mir auch schon Gedanken gemacht. In meiner Familie und Umgebung wurde in den letzten Monaten zweimal ein Begräbnis organisiert und jetzt noch mit Notar und allem herumgetan. In beiden Fällen gab es zwei "Kinder" (von dem Verstorbenen aus gesehen) die mit der Witwe die Sachen organisierten und die waren sich auch einig. Ich aber müsste mich alleine um Pflege und anderes kümmern und das nicht nur zeitlich, sondern auch finanziell.

Das mit dem "einsam bleiben" kenne ich gut. Ich bin jetzt frisch 20 und habe bisher keine Beziehungen gehabt, oder Sachen dergleichen und das ist für die heutige Generation auch ungewöhnlich. Musste mir da auch schon einiges anhören. Bisher steht keine Änderung in Aussicht und ich hab oft Angst keinen mehr zu finden. Ich hätte nicht einmal eine Chance gehabt die ich ausgeschlagen hätte.

Also bzgl. von Beziehungen u.ä.: Ist das wirklich so ungewöhnlich mit 20 noch keine Erfahrungen zu haben?
Also ich weiß eher noch, was bis zu zehnten los war, weil ich die Oberstufe ja nicht mehr gemacht habe. Und in der zehnten hatten die allermeisten, Jungen noch mehr als Mädchen, noch keine Beziehung, manche vielleicht sowas wie eine Woche mit irgendjemanden zusammen, aber nichts richtiges. Kann jedoch gut sein, dass sich das in der Oberstufe drastisch ändert. Ich habe da in der Tat etlich Leute aus meiner Schule oder auch aus meinem Dorf, also auch jüngere, inzwischen schon mit einem Freund/einer Freundin gesehen, ja, selbst welche, die vielleicht nicht ganz so cool oder attraktiv sind.

Ich war ja dann später zwei Jahre auf einer privaten Berufsfachschule, die war sehr klein, und trotz des dortigen Frauenüberschusses war so auch eigentlich nichts passendes dabei für mich. Da waren aber viele auch deutlich älter als ich und teilw. auch vergeben oder sogar schon verheiratet. Beziehungen spielten dort aber keine große Rolle und gesucht wurde nur außerhalb der Schule. Ich hatte nun auch außerhalb dieser Schule keinerlei privaten Kontakt zu anderen Gleichaltrigen, also wo soll ich schon jemanden kennenlernen?
In dieser Ausbildung meinte auch mal ein Mädchen, das stark übergewichtig war, in ihrem Umfeld hat jeder in ihrem Alter schon einen Freund außer ihr.
Vielleicht hat es bei dir ja auch solche Gründe? Ich müsste da auch noch sehr an mir arbeiten, damit ich optisch attraktiver werden würde-abspecken, Muskeln aufbauen. :gold: Frage ist, ob es sich lohnt.

Ich habe nämlich viel nachgedacht, und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich auch alleine bleiben kann. Man kann sich heute sowieso auf niemanden verlassse. Ich würde überhaupt schon eine lebenlange Partnerschaft anstreben.

Aber genug zu dem Thema erstmal.

Also Freunde hatte ich zuletzt in der Grundschule. :shithappens:
Nach diversen Mobbingerlebnissen und einer immer größer werdenden Distanz v.a. auch noch ab der Pubertät habe ich zu Gleichaltrigen keinen Bezug mehr. Zu jungen Erwachsene sogar noch weniger als zu Jugendlichen. Rückblickend hätte ich z.B. mit 16 noch weitaus eher Freunden finden können, denke ich. Damals waren die mir noch nicht ganz so fremd. Ich hatte auch ziemlich hohe Ansprüche. Habe aber auch damals schon gemerkt, dass ich mit Menschen grundsätzlich kaum was anfangen kann. :shock:

Ja, und dieses Gefeiere und Ausgegehe, was da so aber neunten und stärker noch ab der zehnten Klasse anfing, da habe ich auch die Welt nicht mehr verstanden. Wobei es damals noch ein paar gab, die dem distanziert gegenüberstanden und da auch nicht/kaum mitmachen, das könnten sich inzwischen aber auch längst geändert haben.

Meine zwei Cousins, die ihrerseits (Brüder) auch einen Altersunterschied von fast zehn Jahren haben, sind auch ganz typische Vertreter ihrer Generation, also der vor der meinen(!), und auch nur auf so Zeug aus wie Disco und Party. Wenn sie wie ich gläubig wären, und sich dann vermutlich auch anders verhalten würden, hätte ich vielleicht sogar was mit ihnen zu tun. Aber so ist es mir eigentlich fast lieber, dass ohnehin immer ein großer Altersunterschied bestand, dadurch hatte ich sowieso kaum was mit ihnen zu tun außer sie ab und zu auf Familienfeiern zu sehen.
Eine Cousine welche gleichzeitig meine Patin ist, hatte sich eher noch um mich angenommen, und war mir durchaus sympathisch, aber seit sie im Ausland lebt sehe ich sie kaum noch und sie hat auch charakterlich nicht gerade zum positiven verändert.
Irgendwie ist das traurig mit meiner Verwandtschaft. Es hat sich nun bei beiden Seiten gezeigt, dass der Kontakt noch mal deutlich zurückgeht, sobald kein gemeinsames Großelternteil mehr vorhanden ist (wo dann z.B. die jeweiligen Cousins/Cousinen auch Enkel sind).

Ich muss auch sagen, ab der Pubertät habe ich zunehmend gemerkt, dass ich mich nicht nur allgemein in der Gesellschaft, sondern auch innerhalb dieser "Familie" noch fremder, unverstandener und deplatzierter gefühlt habe als vorher schon... :cry:

Mir fällt auch nicht viel ein, wo ich noch Freunde finden könnte. Ich bin sowieso in einer ganz prekären Lage derzeit, sehe keine berufliche Zukunft für mich. Bin de facto arbeitslos. Deswegen gehe ich auch kaum noch irgendwo hin, bin ja schon lange in keinem Verein mehr aktiv, Schule natürlich auch nicht. Schwierig... :|
Benutzeravatar
weltfremder
*Neu an Board*
*Neu an Board*
 
Beiträge: 29
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 03:24

Re: Aufwachsen als Einzelkind

Beitragvon TaKat » Di 14. Jul 2020, 10:31

weltfremder hat geschrieben:
Also bzgl. von Beziehungen u.ä.: Ist das wirklich so ungewöhnlich mit 20 noch keine Erfahrungen zu haben?

In dieser Ausbildung meinte auch mal ein Mädchen, das stark übergewichtig war, in ihrem Umfeld hat jeder in ihrem Alter schon einen Freund außer ihr.

Ich würde überhaupt schon eine lebenlange Partnerschaft anstreben.


Ja schon. In meiner Klasse waren in der Oberstufe schon in der ersten (österreichische Zählweise und andere höhere Schule =^= 9. Klasse) ca die Hälfte bereits in einer Beziehung, oder hatten schon welche. Bis zu vierten waren noch 4 nicht in einer Beziehung von 24. In der Abschlussklasse waren wir glaub ich noch zwei, wobei ich es bei dem einen nicht genau weiß, da er fast immer geschwiegen hat. Hab mich schon als Außenseiterin (zusätzlich, sonst war ich es eh auch) gefühlt, da viele dann über ihre Beziehungen geredet haben in der Pause und was sie nicht schon alles gemacht haben. Auch in meinem Freundeskreis haben die meisten mit 16 bis spätestens 18 ihre erste Beziehung geschlossen. Ich gebe allen Beziehungstipps und hab eigentlich keine Ahnung von all dem, da ich keine Erfahrung habe.

Ich habe eine sportliche Figur (dünn, groß) und habe von manchen schon gehört, dass ich hübsch bin, aber was soll's, wenn das nur wenige denken und dann meist nur Freundinnen von mir, oder Verwandte.

Ich hätte auch gerne eine lange Beziehung, aber ich kann ja nicht einmal eine Stunde vorweisen. Ich bin einfach die die als gute Freundin gesehen wird die einem hilft, wenn man was braucht und aus... *seufz

weltfremder hat geschrieben:Also Freunde hatte ich zuletzt in der Grundschule. :shithappens:


Ich habe einen großen Freundeskreis, wobei ich nur mit sechs Freundinnen öfter als einmal im Jahr Kontakt habe. Das andere sind Leute mit denen ich früher enger befreundet war und jetzt halt den Kontakt halte und eine lockere Freundschaft.

weltfremder hat geschrieben:Mir fällt auch nicht viel ein, wo ich noch Freunde finden könnte. Ich bin sowieso in einer ganz prekären Lage derzeit, sehe keine berufliche Zukunft für mich. Bin de facto arbeitslos. Deswegen gehe ich auch kaum noch irgendwo hin, bin ja schon lange in keinem Verein mehr aktiv, Schule natürlich auch nicht. Schwierig... :|


Wird schon werden. ;)
TaKat
 


Zurück zu Hochsensibilität und Familie

Wer ist online?

0 Mitglieder

cron