Hochsensibel

[TaKat]

Hallo, ich bin neu hier und wollte auch was zu dem Thema sagen.

Ich weiß jetzt seit ungefähr 1 Jahr das ich Hochsensibel bin. Komischer Weise war meine Tante wenig überrascht und erzählte mir, dass sie, meine Mum und meine Oma auch Hochsensibel sind.

Ich kenne deine Familie nicht und will nicht urteilen, aber ich finde es unfair von ihnen, dass sie wussten (merkten?) dass du HS bist und dir nie etwas sagten. Ich finde wenn man sowas bei jemandem merkt, sollte man dies der Person sagen, wenn man das Gefühl hat, dass diese Person etwas davon wissen will bzw es ihr helfen könnte. Gerade in der Familie wäre es nett.

Weißt du warum sie dir nie etwas gesagt haben und dich damit "alleine stehen haben lassen" und du auf dich alleine gestellt warst und nicht wusstest "was mit dir ist"? Wäre mal interessant den Grund zu erfahren.

Gerade, wenn so viele in deiner Familien HSP sind hätten sie sich darüber Gedanken machen können als du noch ein Baby/Kleinkind warst und dich so erziehen, dass du um deine Besonderheit Bescheid weißt. Sie müssen ja selber wissen wie schwer es ist, wenn man nicht weiß warum man anders ist und was mit einem los ist. Außerdem dauert der Findungsprozess (Thema HS finden, recherchieren was das ist, weiter informieren,...) lange und ist anstrengend alleine.

LG
TaKat

[Doro]

Komischer Weise war meine Tante wenig überrascht und erzählte mir, dass sie, meine Mum und meine Oma auch Hochsensibel sind.

Ich glaube übrigens, dass HS vererbt wird. Als ich erfuhr, dass ich eine HSP bin, lebten meine Eltern nicht mehr, aber im Nachhinein bin ich mir sicher, dass meine Mutter auch eine HSP war. Mein Kind ebenso, aber mein Kind will es nicht wissen. Warum weiß ich leider nicht mehr, aber ich akzeptiere das so.

Ach und natürlich noch: und herzlich willkommen im Forum.

[Harulein]

Hallo TaKat und Doro, tut mir leid das ich mich jetzt erst melde, ich hab immer ein Zwispalt zwischen dem Thema. Auf der einen Seite will ich mich austauschen und auf der anderen macht es mir irgendwie Angst und sorgen.

Um auf die hatte zurück zu kommen warum, wieso und weshalb mein Familie so reagiert und mich großgezogen hat: Das wüsste ich auch gerne haha ^^
Meine Familie hatte glaube ich nur die besten Absichten. Meine Mutter hat mich mit viel Liebe großgezogen und hat mir auch immer gesagt das es nicht schlimm ist wenn man anders ist. Gleichzeitig hab ich aber mitbekommen das manche Sachen dann doch wieder zu anders waren. Ich war schon immer sehr still und beobachtend und hab die Leute regelrecht durchleuchtet. Egal wo. In der Bahn, Beim Eis essen, überall wo Leute waren. Bis meine Mum mir sagte das es die Leute provozieren würde, die so anzustarren. Seit dem fällt es mir allg. Schwer mit Augenkontakt gegenüber fremden. Manchmal fühle ich mich wie in einer Verschwörung. Jeder weiß das etwas nicht stimmt bzw mal angesprochen werden müsste, aber niemand tut's. Manchmal Rede ich mit meine Mutter darüber aber sie redet so als wäre jeder so. Als würde ich einfach zu viel nachdenken. Und dann ist das Thema abgehakt.
Nicht alle HSP sind eben von Geburt an, gute und offene Menschen die sich Zeit für ihre Mitmenschen nehmen (das wäre aber auch echt anstrengend). Manche sind einfach durch Erziehung und andere Zeiten "verdorben"... das klingt sehr negativ, ich meine es eher so das sie eben falsches wissen in den glauben es sei richtig, weiter zu geben.

Aber was man auch dazu sagen muss. Meine Mum und meine Tante waren viel auf sich alleine gestellt. Besonders meine Mum. Meine Oma ist schon sehr früh schwanger geworden, und hatte andere Ziele. Deshalb kamen meine Mum und meine Tante an 2. Stelle. Allerdings hatte meine Oma auch eine miese Kindheit. Sie hatte mir mal erzählt das der Freund meiner Uroma sie damals nicht in die Wohnung lassen wollte und sagte, sie solle vom Kirchturm springen. Danach hatte sie weinend im Hausfluhr gesessen bis meine Uroma nachhause kam.

Und wegen diesen ganzen Strapazen. Wollte meine Mum auch keine Kinder, aus Angst eine schlechte Mutter zu sein. Mein Vater hatte zwar viele Freiheiten, aber keine richtige Kindheit. Er wollte auch nie Kinder weil er Angst hatte wie sein Vater zu werden.

Als meine Eltern sich kennenlernten kam meine Mum gerade aus einer miesen Beziehung, durch die sie Magersüchtig geworden war. (Also zu dem Zeitpunkt war sie wieder so gut wie gesund)
Und weil mein Vater sich sicher war keine Kinder zeugen zu können, ließen sie das Gummi weg. Und so bin ich entstanden. Meine Mum wollte er abtreiben aber als sie meinen Herzschlag sah und hörte, war sie hin und weg hehe.
Eine süße Story wie ich finde, was glaube ich, zu vielen beigetragen hat.

[Doro]

Hallo Harulein,

hier wird keiner gezwungen sich zu melden.

Darf ich mal fragen warum dir das Thema Angst und Sorgen macht? Vielleicht weil es zu Hause totgeschwiegen wurde?

Wir hatten ja auch mal andere Zeiten, und ich vermute, dass deine Mutter und Tante negative Erfahrungen mit dem "anders sein" gemacht haben. Darum tun sie "wie alle sind" und wollen nicht über das Thema reden. Ich für meinen Teil habe erst mit ü50 erfahren, das ich eine HSP bin, und es war ein unglaubliches "Aha-Erlebnis". Ich habe nämlich immer gedacht, dass mit mir etwas nicht stimmt.

Ja, ich finde, dass du das schon richtig erkannt hast: Deine Familie ist auch nur "ein Produkt" ihrer Erziehung, und sie geben weiter, wo sie meinen, dass es das Beste für die Kinder ist. Meine Eltern haben auch lange nicht alles richtig gemacht, aber das war auch nicht böswillig. Es gibt keine Eltern, die alles richtig machen.

LG.

[TaKat]

Ich für meinen Teil habe erst mit ü50 erfahren, das ich eine HSP bin, und es war ein unglaubliches "Aha-Erlebnis". Ich habe nämlich immer gedacht, dass mit mir etwas nicht stimmt.

Ich hab es mit 19,5 erfahren und es war genauso bei mir. Ich glaube es geht jeder HSP so die von ihrer Besonderheit erfährt und zum ersten Mal nicht anders ist, sondern richtig und zugehörig.

[adele]

ich hab meinem HSP zu verdanken, daß ich so ganz anders mit meinen kranken patienten umgehen konnte. war das ein segen u. auch die angehörigen meiner patienten konnte ich dann ganz anders begleiten. einfach toll.

[Noel]

Stärken: Ich finde meine Genauigkeit positiv, z.B. beim Abschmecken von Gewürzen, beim Abstimmen von Tönen, oder auch bei Farben.
Mir kommt das so vor, das andere Menschen das so in 0,5er Nuancen machen und bei mir sind es eher 0,1er Nuancen. Also alles sehr viel feiner/detaillierter/genauer.

Als Stärke sehe ich tatsächlich auch die Empathie, also andere sozusagen zu fühlen. Bei meinen Tieren war das immer sehr hilfreich und positiv im Kontakt miteinander.

Schwächen: Eine meiner never-ending Schwäche ist das Thema Abgrenzung. Egal ob es um Empathie geht, um Reizwahrnehmung, ich kann nicht entscheiden/dosieren wann ich wiviel oder was wahrnehmen möchte.
Dem entsprechend mich auch nicht abgrenzen, wenn es mir z.B. zu viel wird.

Eine andere Dauerbaustelle bei mir ist, oft nicht unterscheiden zu können ob ich mich wahrnehme oder jemand anderen. Meist nehme ich andere scheinbar dominanter wahr als mich und "verliere" dadurch irgendwie den Kontakt zu mir selbst.
Wenn ich irgendwo ganz alleine bin merke ich den Unterschied, was Fremdwahrnehmung und was Selbstwahrnehmung war.